Kulturelle Landpartie und Gorleben

Am heutigen Abend wurden von “graswurzel.tv” Videos zum letzten Castortransport im Herbst 2011 gezeigt. Es war seit 1995 der 13. – und bislang zeitlich längste Transport, weil er immer wieder von Atomkraftgegnern mit kreativen Blockaden aufgehalten wurde. Zehntausende Menschen kamen nach Dannenberg und protestierten gemeinsam gegen ein Endlager im Salzstock Gorleben.

Aber was hat die “Kulturelle Landpartie”, in dessen Zusammenhang auch die Mützingenta entstand, mit dem Widerstand gegen das Atommüllendlager und Castortransporte zu tun?

1990 startete die heutige KLP erstmalig unter dem Namen “Wunde.r.punkte Wendland”, ins Leben gerufen von einer kleinen Anzahl AtomkraftgegnerInnen, die mit dieser Veranstaltung sowohl die “wunden”, aber auch die “wunderbaren” Punkte im Wendland veranschaulichen wollten. 13 Jahre Kampf gegen die Atomanlagen in Gorleben haben dem Land und seinen Bewohnern eine Vielzahl “wunder” Punkte beigebracht. Nicht alle sind für den Außenstehenden wahrnehmbar. “Behalten Sie den ernsten Hintergrund im Kopf, wenn Sie jetzt losfahren, losradeln, loswandern um, die ‘wunderbaren’ Punkte dieser Region zu erkunden!”, so stand es 1990 im ersten Reisebegleiter, der seit Beginn der KLP jährlich erscheint.

Man wollte also zeigen, dass das Wendland weitaus mehr zu bieten hat, als das leidige Thema “Atommüll” und dass es durchaus auch andere Dinge gibt, mit denen sich die WendländerInnen beschäftigen. Ein weiterer Grund für die Entstehung war, dass man nicht mehr länger eine Marionette der Politik sein wollte und nur dann seinem Protest Ausdruck verleihen konnte, wenn gerade wieder einmal etwas in Gorleben “passierte”.

Doch schnell wollte man sich von der Annahme trennen, diese Veranstaltung sei nur politischer Natur: die KLP ist auch eine “KUNSTveranstaltung”. Daher verabschiedete man sich im Herbst 1993 von den “Wunde.r.punkten Wendland” und führte die Veranstaltung 1994 mit einem neuen Team unter dem Namen “Wunderpunkte” weiter. Ein Jahr später fand die Veranstaltung dann erstmalig unter dem Namen “Kulturelle Landpartie im Wendland” statt und hat sich im Laufe der Jahre als “Kulturelle Landpartie – Wunderpunkte im Wendland” etabliert.

Auch heute – 23 Jahre nach der ersten “KLP” stehen die Zeichen um Gorleben noch immer auf Sturm, denn der politische Wille den Standort gegen alle Zweifel durchzusetzen, scheint ungebrochen. Das zeigten nicht nur die Videos von graswurzel.tv. Ein Infozelt der Bürgerinitiative Umweltschutz ist deshalb fester Bestand der Mützingenta. Vorträge und Flugblätter klären auf, warum “Gorleben gar nicht geht” um dort für tausende Jahre sicher Atommüll lagern zu wollen.

  • Am kommenden Dienstag klärt Jan Becker von contrAtom mit einem Vortrag weiter auf: “Protest gegen Atomenergie nach dem ‘Ausstieg’? Baustopp in Gorleben? Die Wahrheit zum neuen Konsens”. Beginn ist 20.00 Uhr.

weitere Informationen: www.bi-luechow-dannenberg.dewww.contratom.dewww.graswurzel.tv

Auszüge aus: Gorleben Rundschau Juni 2011 / Artikel von Franziska Behn